Nachdem wir im letzten Jahr mit zwei Booten den Norden um Lübeck unsicher gemacht hatten, hat uns unser VL (Vaartenleiter – dtsch.Fahrtenleiter) Klaus nun ins wunderschöne Sachsenland geschickt.
Wie immer kam vor dem Vergnügen aber erstmal der Schweiß. Donnerstag, 18.Mai, wurden zu Hause erstmal die Boote abgeschlagen und samt Zubehör auf dem Bootswagen verladen.
Freitag Vormittag war dann auch schon unsere fleißige Bootstransportmannschafft, Andy, Bernd und Sven, aktiv und starteten mit „Zugmaschine“ und Bootswagen gen Decin / Tschechien. Unser Kilometermeister Knuth hat zu dieser Zeit schnell noch zu Hause ein paar Kilometer mit seinem „Willi P“ gemacht, um sich vor der Wanderfahrt auf den Trainingspuls einzuschwören.
Im Verlauf des Nachmittags bzw. Abends fanden sich nach und nach alle Teilnehmer der Wanderfahrt nach individueller Anreise im Pirnaer Ruderverein ein. Für die meisten hieß es erstmal Quartier beziehen. Teils wurde das 10 Mann Quartier unter dem Bootshausdach bezogen, wo dann morgens die Luft etwas knapp wurde. Teils ließ es sich samt Hund auch in der Umkleide vortrefflich schlafen. Einige liebten es etwas individueller und bauten ihre Zelte auf und die Genießer zogen die Hotelunterkunft vor. Una, Klein Tillmann, Papa Henrik und Andree waren bereits recht zeitig vor Ort und eiferten unserem Knuth nach. Unbedingt mussten schon mal die Ruderbedingungen auf der Elbe bei schönstem Sommerwetter ausprobiert werden. Kurzerhand wurde bei den Pirnaern ein gesteuerter C-Gig ausgeliehen und zu Wasser gelassen. Die Fahrt begann dann allerdings mit einer Seenotrettungsübung. Die für uns ungewohnte Strömung in Kombination mit Wirbeln an den Brückenpfeilern und „dicken“ Wellen eines vorbeifahrenden Ausflugsdampfers ließen eine brenzlige Situation aufkommen und das Boot drohte vollzuschlagen. Glücklicherweise kam schnell einer der Pirnaer Trainer mit seinem Motorboot, um uns aus drohender Seenot zu befreien. Alles war wieder gut und die ersten 6 km der „Vorwanderfahrt“ wurden von allen genossen.
Am nächsten Morgen, Samstag, hieß es dann früh aufstehen. Bereits 06:30h gab es ein leckeres Frühstück im Bootshaus. Es folgte der gemeinsame Marsch zum Bahnhof, die 30 min währende Bahnfahrt nach Decin und nochmals ein kleiner Fußmarsch zum Bootshaus des Deciner Rudervereins „Veslarsky Klub“.
Unsere 4 Boote wurden dort angeschlagen, seeklar gemacht und zu Wasser gelassen. Glücklicherweise hatte Knuth seine private Empor-Flagge dabei, wir hatten nur 3 vereinseigene Flaggen mit. So konnten alle Boote ausgerüstet werden.
Am Samstag blieb die Sonne eher versteckt und der Gegenwind hob teils den Geschwindigkeitsvorteil der Elbströmung auf. Dennoch war es eine wunderschöne Fahrt mitten durch die Sächsische Schweiz, vorbei an Hrensko, Bad Schandau, der Bastei und den Schrammsteinen. Auch wenn die Raddampfer der Sächsischen Dampfschiffflotte mächtige Wellen erzeugten, so waren sie doch ein majestätischer Anblick.
Natürlich fängt zwischenzeitlich auch mal der Magen an zu knurren. In Sichtweite der Festung Königstein links und des Liliensteins rechts der Elbe wurde angelegt und der Würstchenkiosk leer gekauft. Am Nachmittag sind dann alle vier Boote ohne weitere Seenotrettungsübungen wohlbehalten im Pirnaer Ruderverein angekommen. Für nichtströmungserfahrene Ruderer ist das Anlegemanöver entgegen der Strömung an den Schwimmstegen stets etwas ungewohnt inklusive dem ungewöhnlichen Heraustragen der Boote längs zum Fluss.
Immerhin wurden am Samstag 47 km in 4 h 23 min reiner Ruderzeit mit einer Durchschnitts-geschwindigkeit von 10,6 km/h zurückgelegt.
Der Abend wurde gemütlich in Pirna verbracht. Ein leckeres Eis in der schönen Altstadt gehörte natürlich dazu.
Am Sonntag konnten alle etwas länger schlafen. Es gab erst 9:00h Frühstück im Bootshaus. Somit war auch genügend Zeit, die Quartiere zu räumen und die Zelte zu verpacken.
Gegen 10:00h wurden die Boote zu Wasser gelassen und es ging in die zweite Etappe. Diesmal hatten wir die Sandsteinfelsen hinter uns gelassen und es ging durch hügeliges Land. Wir passierten das wunderschöne Schloss Pillnitz der sächsischen Kurfürsten, die Höhen von Loschwitz mit dem Fernsehturm. Fuhren durch das Blaue Wunder und genossen den Anblick der Brühlschen Terassen mit Schloss und Hofkirche, Dresdens Altstadt.
Zwischenzeitlich legten zwei Boote, die „Grünau“ und die „Kameradschaft“ am Laubegaster Ruderverein zwecks Bewässerung der Uferzone und Besatzungsmitgliedswechsel an.
Das Ablegemanöver der „Kameradschaft“ mündete dann in die zweite Beinahekatastrophe der Wanderfahrt. Die „Grünau“ war noch nicht besetzt. Das Heck der „Kameradschaft“ lag zwischen Bug der „Grünau“ und dem Steg. Wiedermal hatte keiner damit gerechnet, dass die Elbe ja eine starke Strömung hat. Die „Kameradschaft“ löste sich vom Steg, wurde sofort von der Strömung erfasst und drehte sich. Dabei wurde der Bug der „Grünau“ vom Steg weg und auf das Heck der „Kameradschaft“ geschoben. Ein Kentern konnte mit Mühe verhindert werden. Nun hat unser Bootsmeister Jochen wieder Arbeit und muss eine gebrochene Strebe der „Grünau“ reparieren.
Letztendlich ging alles gut, die Sonne kam heraus und die weitere Fahrt war ein Genuss.
Natürlich hat unser „VL“ Klaus bei seiner Organisation auch an die Mägen der Wanderfahrer gedacht.
Am Dresdner Ruderklub wurde angelegt und die von Klaus bestellten Plätze beim Italiener eingenommen.
Die letzte Etappe bis Meißen ging es dann an Radebeul und den schönen Weinbergen von Weinböhla vorbei.
Mit der Ankunft in Meißen hatten wir wiederum eine Tagesleistung von 47 km in 4 h 14min reiner Ruderzeit mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 11 km/h hinter uns gebracht.
Am Meißner Ruderverein „Neptun“ wurden die Boote abgeschlagen und samt Zubehör auf dem Bootswagen verstaut.
Die Heimreise erfolgte dann individuell. Einige mussten vor der Heimreise mit der Bahn wieder nach Pirna zurückkehren, um die Autos samt Gepäck zu holen.
Nach insgesamt 95 km Rudertour in zwei Tagen durch eine wunderschöne Landschaft waren alle bestens gelaunt.
Für jeden war es mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis.
Hochachtung auch unserem Frauenvierer (Annett, Bärbel, Ulrike, Bettina, Una), zumeist eilten die Damen den drei Herrenvierern eilig davon.
Hier gilt auch unser besonderer Dank unserem Bootstransportteam, Andy, Bernd und Sven. Die Drei haben die Boote von Berlin nach Decin transportiert, vier schwere Gig-Vierer dort zu dritt abgeladen, Auto und Hänger nach Meißen gebracht und sind von dort per Bahn nach Pirna gekommen.
Ein besonderer Dank gilt auch unserem Klaus, der sich wieder als brillianter Organisator und VL (Vaartenleiter – dtsch. Fahrtenleiter) erwiesen hat.
Klaus gab prompt mit leichtem Schmunzeln bekannt, dass er nach dieser Wanderfahrt von seinem Amt zurücktreten werde.
Ebenfalls schmunzelnd wurde klar gemacht, dass dies ein Amt auf Lebenszeit sei. Nun ja, alles kann ein beamteter Richter halt doch nicht wissen.
Sicher wird diese Wanderfahrt allen lange in Erinnerung bleiben. Steht sie doch in der schönen „emporschen“ Tradition der jährlichen Wanderfahrten.
Nun wollen wir die Erinnerungen noch ein wenig genießen und sacken lassen, ehe an die Fahrt im kommenden Jahr gedacht wird.
Dieser kleine Artikel wurde übrigens rund drei Wochen nach der Wanderfahrt bei einem leckeren „Feldschlösschen“ in Dresdens Altstadt mit Blick auf die Elbe verfasst.
A.K.